Fallstudie: Datenverlust und stehender Geschäftsprozess durch Hardwaredefekt/Festplattenausfall
In dieser Fallstudie beleuchten wir einen Vorfall eines Klienten, welcher die Notwendigkeit regelmäßiger Sicherungen in jeglicher Hinsicht, auch auf Systemen „ohne wichtige Daten“ unterstreicht. Der Klient, eine Werbe- und Druckagentur, betreibt mehrere Druckgeräte, umgangssprachlich Plotter oder Schneidplotter, wenn eine Schneidfunktion Bestandteil des Gerätes ist. In der Regel haben diese Geräte eine gute bis sehr gute Ersatzteilversorgung und sind generell als robust zu betrachten.
Die Software und Treiber zum Betrieb dieser Geräte ist nur von 1-3, höchstens 4 unterschiedlichen Herstellern und zu Preisen beginnend ab ca. 1000€ je Lizenz und ca. 500€ je Update zu erhalten. Die hohen Laufzeiten der Geräte tragen dazu bei, dass hin zum einen hin und wieder die Software-CD’s und -DVD’s verschwinden, zum anderen jedoch auch die Unterstützung für neuere Betriebssysteme entfällt. Beispiel: Ein ca. 20 Jahre alter Drucker der Marke Mimaki kam zu seiner Zeit mit Software, welche als höchste Betriebssystemkompatibilität „Windows XP“ angab. Ein Betrieb im Kompatibilitätsmodus ist praktisch die einzige Alternative zum Kauf neuerer Softwarelizenzen.
Durch den fatalen Ausfall einer alten Festplatte vom Typ Barracuda 7200.11 in der Variante 1,5 TB, war das System nicht mehr startfähig. Eine „einfache“ Datenwiederherstellung mittels ddrescue und Konsorten scheiterte daran, dass die Festplatte ansich nicht mehr zur Kommunikation mit dem System bereit war. Beim Anlaufen war lediglich ein mittelfrequentes Klacken des Lesekopfes zu hören, nach 5 Versuchen schaltete die Festplatte ab. Mittels S.M.A.R.T konnten einige interessante Informationen abgerufen werden, jedoch waren selbst die S.M.A.R.T Daten etwas unverständlich, Felder war mit falschen Daten befüllt und allgemein machte die Festplatte einen schlechten funktionalen Eindruck.
Auch Software des Herstellers Seagate brachte keine Abhilfe. Die Firmware des Gerätes war unterdes bereits die aktuellste. Dem Klienten wurde nach konkreter Prüfung aller Möglichkeiten die Festplatte in beschrifteter Form und verpackt wieder übergeben mit dem Hinweis, dass entweder eine kostspielige Wiederherstellung in einem fachkundigen Datenrettungslabor passieren könnte oder aber eine sichere Entsorgung oder dauerhafte Verwahrung erfolgen solle.
Um eine kurzfristige Inbetriebnahme des betroffenen Computersystems zu erreichen wurde ein entsprechendes Ersatzteil verbaut und eine Neuinstallation sowohl des Betriebssystems als auch jeglicher Software und Treiber angestrebt. Eine Grundeinstellung sowie die Wiederherstellung aller Netzwerk- und Druckerfreigaben wurde vorgenommen.
Die Treiberbeschaffung mehrerer unterschiedlicher Drucker gestaltete sich hierbei als größere Herausforderung als gedacht: Viele Treiber waren vom Hersteller nicht mehr verfügbar und mussten von optischen Speichermedien wie DVD’s und CD’s installiert werden.
Besonders brisant wurde die Beschaffung von Treibersoftware für Mimaki Plotter und Schneidplotter. Diese Geräte, etwas 20 Jahre alt, erhalten keine Softwareupdates mehr. Ferner ist die Verfügbarkeit der Dienstprogramme und Treiber äußerst schlecht und die Treiber und Dateien bestenfalls über alte Archive und Kontakte zu beschaffen. Der Klient hatte vor rund 10 Jahren ein Softwareupdate für viel Geld erworben. Seinerzeit wurde die online erworbene Software auf einem FTP-Server geliefert, die Zugangsdaten erhielt der Klient damals per Mail. Der Versuch, diesen FTP-Server 10 Jahre später noch zu erreichen schlug erwarteter Weise fehl. Ein kurzer Kontakt zum Softwarehersteller, lieferte keinen Aufschluss, da dieser lediglich mitteilte, dass man die alten Installationsdateien nicht liefere und der Klient stattdessen auf eine neue Softwareversion setzen solle, die ausschließlich als Abonemment-Modell zu ca. 60€ pro Monat oder 630€ pro Jahr erhältlich wäre.
Für den Klienten ist dieses Lizenzmodell jedoch unwirtschaftlich, zudem er sich im Recht sieht, da er die vor 10 Jahren erworbene Lizenz tatsächlich besitzt und lediglich die Installationsdateien abhanden gekommen seien.
Um eine kurzfristige Besserung zu erreichen, wurde die stark veraltete, vom Hersteller zum Plotter bei Auslieferung mitgelieferte Software installiert und im Kompatibilitätsmodus für Windows XP SP3 gestartet. Der Klient konnte damit mit kleinen Einschränkungen arbeiten. Nach etwa einer Woche der Recherche in alle Richtungen, welche auch die Evaluation alternativer Softwareprodukte einschloss, wurde die passende Version des Installers dann doch noch gefunden.
Dem Klienten wurde ein rudimentäres Backup-Regime empfohlen:
- Nutzdaten (Abrechnung, Kundendaten) regelmäßig automatisch sichern, optional in einer Cloud-Lösung speichern und verwalten
- Archivdaten (Treiber, Installer, Anleitungen, Profile) mindestens einer einmaligen Archivsicherung unterziehen
- 1 zu 1-Spiegelungen der bestehenden Computer zu Archivzwecken auf einem oder mehreren externen Speichermedien anlegen und in Büronähe aufbewahren
Nach mehreren Stunden war die Funktion wiederhergestellt und der Klient konnte seinem Kerngeschäft nachgehen. Diese kurze Fallstudie hebt insbesondere die Notwendigkeit guter Sicherungen hervor, nicht nur von Nutzdaten, sondern im besten Fall aller zum Geschäftsbetrieb direkt oder indirekt notwendigen Daten.
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